Altes Rathaus, 28.09.2013. CĂ©line Bonacina (Saxofon), Michel Benita (Kontrabass) und Gwilym Simcock (Piano) begeisterten am Samstagabend ihr Publikum im Alten Rathaus Schöppingen, das bis auf den letzten Platz gefĂŒllt war.
Das Festival habe den Anspruch, Spitzenmusiker in die Region zu bringen, erklĂ€rte Christine Dörries im GesprĂ€ch mit den WN. âDiese Combi kann nur gut seinâ, freute sie sich angesichts der Besetzung. Die kĂŒnstlerische Leiterin des Festivals hatte Bonacina in Frankreich spielen sehen. âIch war so begeistert, dass ich dachte, die muss ich unbedingt buchen. Als sie von dem ihrem neuen Trio gehört habe, dachte sie gleich an das Alte Rathaus. Die passen unheimlich gut hier rein.â
Und sie passen gut zueinander: Programmatisch der erste Titel des Abends, âMeeting of Mindsâ, den Bonacina eigens fĂŒr das Trio komponiert hatte. Mit einer komplexen Rhythmisierung und Anlehnungen an Paul Desmonds âTake Fiveâ wurde bereits hier die Klasse der drei deutlich. Dass man sich fragt, wie die kleine, zart gebaute Französin dem schweren Bariton-Sax noch viel schwerere Töne entlockt, wird dabei schon zur Randnotiz.
Dass neben technischer Finesse auch die Experimentierlust das Szepter fĂŒhrte, zeigt dabei nicht nur die Tatsache, dass mit âSong for Everyoneâ ein StĂŒck aus der Feder Simcocks geboten wurde, das er erst auf dem Flug von London nach MĂŒnster komponiert hatte. Bonacina entlockte ihrem Instrument atonisches Windspiel, und Benita spielte, zupfte schon mal an den kurzen Saitenenden unterhalb des Stegs. Wie perfekt die drei dabei die Harmonie innerhalb des Trios bewahren, bewiesen sie ein ums andere Mal.
Dass Gwilym Simcock aufgrund der besseren Deutschkenntnisse und seiner offenkundigen Leidenschaft fĂŒrs ErzĂ€hlen den GroĂteil der Moderation ĂŒbernahm, tĂ€uschte nicht darĂŒber hinweg, dass hier drei Musiker auf Augenhöhe auf der BĂŒhne standen. Alle drei traten als Komponisten in Erscheinung, dabei war rhythmisch vom 4/4- bis zum 7/8-Takt alles dabei. Michel Benita etwa steuerte das stark synkopierte âUp to the hipâ bei, Simcock lieferte wiederholt melodiöse ânice, little tunesâ, wie er sie nennt, die sich aber immer wieder als NĂ€hrboden fĂŒr Eskapaden in die ganze Bandbreite des Jazz entpuppten, wenn einer der drei sein Solo spielte. So konnte Bonacina beim romantischen âA Letterâ mit dem Sopran-Sax ihre zarten Seiten ausspielen und bei Simcocks âNorthern Smilesâ das Bild eines FrĂŒhlingstages mit zwitschernden Vögeln und lachenden Menschen entwerfen, wĂ€hrend Benita die BlĂ€tter auf den Wegen durch die Menschen purzeln lieĂ, angetrieben von einem aufbrausenden Wind, mit dem Simcock HĂŒte, Schirme, Menschen, BlĂ€tter und Melodien vor sich hertrieb.
Kein Wunder, dass selbst Antje Valentin, Direktorin der LMA am Ende des Konzerts erklĂ€rte, sie sei ânoch ganz benommenâ.
(Quelle: WestfÀlische Nachrichten, Christiane Nitsche, 30.09.2013)